Die Buchhandlung Schwericke in Lichterfelde befindet sich direkt am S-Bahnhof Botanischer Garten. Die großen ansprechenden Fenster der Buchhandlung sind nicht zu übersehen und laden direkt zum Stöbern ein. Nicht ausschließlich der enge Kund:innenkontakt und die wöchentlichen Buchtipps sind besondere Merkmale, sondern auch das Angebot an nachhaltigem Holzspielzeug und hochwertiger Schokolade. Hinzu kommen kulturelle Veranstaltungen, die regelmäßig stattfinden. Wir haben mit den zwei Buchhändlerinnen Frau Hermes und Frau Lubinski über ihren abwechslungsreichen Alltag gesprochen.
1. Wie sind Sie darauf gekommen, Buchhändlerin zu werden?
Frau Hermes: Ich habe Vieles bei meiner Mutter gelernt, die früher ein Antiquariat besaß. Von Bestellungen bis zur Buchführung oder dem Schreiben von Rechnungen: Ich habe alles gemacht und es hat mir wahnsinnig viel Freude bereitet. Allerdings musste ich den Laden nach dem Tod meiner Mutter verkaufen, da ich selbst junge Mutter war und für mein Kind da sein wollte. Nach einer längeren Pause begann ich, in einer kleinen, selbstgeführten Buchhandlung in Teilzeit zu arbeiten, die dann aber leider schließen musste. Direkt um die Ecke bin ich auf die Schwericke Buchhandlung gestoßen – und habe vor fünf Jahren hier angefangen.
Frau Lubinski: Ich habe Sprach- und Literaturwissenschaften studiert. Die Liebe zum Buch war da, aber mir fehlte etwas Praktisches. Somit begann ich ein Volontariat im Baedekerhaus, bekam im Anschluss einen Ausbildungsplatz und wurde danach übernommen. Ganz klassisch eigentlich. Ich habe die Uni nie vermisst, es hat so viel Spaß gemacht! Nachdem ich eine Familie gegründet hatte, habe ich in Teilzeit gearbeitet. Erst durch den Umzug nach Berlin bin ich in einer kleinen, inhabergeführten Buchhandlung gelandet, was wiederum eine neue Erfahrung für mich war. So konnte ich beide Seiten kennenlernen: Die Arbeit bei einem Filialisten und in einer kleinen Buchhandlung! Ich bin nun seit drei Jahren bei Schwericke.
2. Welche Schwerpunkte setzen Sie in Ihrer Buchhandlung und warum?
Neben einer schönen Kinderecke legen wir großen Wert auf Non-Books. Früher gab es hier in der Buchhandlung Geschirr von Hedwig Bollhagen zu kaufen. Aber seitdem Lankwitz von jüngeren Familien bewohnt wird, haben wir angefangen, auch hochwertiges Spielzeug oder Schokolade anzubieten, was sehr gut angenommen wird. Dabei setzen wir den Fokus auf regionale Produkte.
3. Welches ist Ihre Lieblingsecke im Laden und warum?
Frau Lubinski: Nach 16 Jahren im Kinderbuchbereich ist meine Antwort klar: Die Kinderbuch-Ecke!
Frau Hermes: Ich habe nicht wirklich eine Lieblingsecke, aber ich mag es sehr, dass alles immer in Bewegung ist. Die Titel der Schaufenster landen nach 2–3 Wochen auf den Tischen, somit entstehen für mich immer wieder neue Lieblingsecken.
4. Bei Ihnen als Buchhändlerin laufen alle Fäden des Literaturbetriebs zusammen. Schildern Sie uns eine kuriose Situation aus Ihrem Buchhändlerinnen-Alltag?
Frau Lubinski: Das ist noch gar nicht lange her: Eine Kundin hatte mich gefragt, ob sie das gekaufte Buch nach dem Lesen wieder zurückgeben könne. Und ich wurde gefragt, ob wir auch Toilettenpapier verkaufen!
Frau Hermes: Ein Junge hatte mich einst gefragt, wieso es in einem Buch über Dinosaurier keine Fotos der Dinos geben würde. Na ja, zu der Zeit gab es natürlich noch keine Menschen und Fotoapparate schon gar nicht!
5. Geben Sie uns drei spontane Kinderbuchtipps (nicht von den Spreeverlagen) Gern auch aus der eigenen Kindheit oder immerwährende Lieblingsbücher.
- »Harry Potter« von J. K. Rowling (Carlsen)
- »Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen« von Jaqueline Kelly (Hanser)
- »Kleine weite Welt« von Tanja Székessy (dtv)
6. Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Buchhandels und die Kinder- und Jugendliteratur?
Frau Hermes: Ich wünsche mir, dass es so weitergeht. Wir haben bis jetzt jede Krise gut überstanden, so soll es bleiben! Und wichtig ist, dass die Preisbindung erhalten bleibt.